Helmut Schmidt

Helmut Schmidt

* 23.12.1918 in Hamburg
† 10.11.2015 in Hamburg
Erstellt von Redaktion Trauerportal
Angelegt am 11.11.2015
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Über den Trauerfall (4)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Helmut Schmidt, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

11.11.2015 um 10:08 Uhr von Redaktion
Foto 1 für Helmut Schmidt

Ein großer Staatsmann – Chefredakteur Wolfram Kiwit zum Tod von Helmut Schmidt

11.11.2015 um 10:05 Uhr von Redaktion

 

Helmut Schmidt ist tot. Der 96-Jährige starb gestern in seinem Haus in Hamburg-Langenhorn. Heute verneigen sich alle politischen Kommentatoren und Wegbegleiter vor diesem großen Staatsmann. Wir auch. Vor einem Menschen, dem man nur mit Achtung und Respekt begegnen konnte. 'Großer Staatsmann' - auf wen passt diese Ehrenbezeichnung heute noch? Mir fallen nicht viele ein. Helmut Schmidt war es durch und durch. Als Innensenator in Hamburg, als Verteidigungsminister unter Willy Brandt, als Kanzler nach ihm. Er war ein Mensch mit weitem Blick, dem man zuhören oder den man lesen musste, weil er stets etwas zu sagen hatte. Bis ins hohe Alter. Als Herausgeber der ZEIT hatte er eine Rolle gefunden, die seinem Intellekt gerecht wurde, zu seiner Hamburger Heimatverbundenheit passte und seiner Neugierde Nahrung gab. 'Im Frühjahr 1983 ist mir ein großer Glücksfall widerfahren,' sagte er mal zu dem Angebot von Gerd Bucerius, Herausgeber der Hamburger Wochenzeitung zu werden. 'An Helmut Schmidt', sagt ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, 'konnte man den Unterschied zwischen einem Politiker und einem Staatsmann studieren: Ihn interessierte nie das punktuelle Wohl einer Partei, auch nicht das einer Regierung oder das seiner selbst. Sondern das Ringen um die großen Lösungen und die Einhaltung von Prinzipien.' Sein letztes, sehr persönliches Buch heißt 'Was ich noch sagen wollte'. Was er gesagt hat, bleibt. 

 

Einige Zitate von Helmut Schmidt

'Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.'

'Politiker und Journalisten teilen sich das Schicksal, dass sie heute über Dinge reden, die sie erst morgen ganz verstehen.'

'Wer die Vergangenheit nicht studiert, wird ihre Irrtümer wiederholen. Wer sie studiert, wird andere Möglichkeiten zu irren finden.'

'Ohne Kenntnis unserer Geschichte bleibt die Gegenwart unbegreifbar.'

'Großes wird auf Gipfeltreffen nicht bewegt, aber Schlimmeres verhindert.'

'Wer Kritik übel nimmt, hat etwas zu verbergen.'

'Die Eltern haben ihren Erziehungsauftrag an 25 Fernsehkanäle und die Videoindustrie abgegeben.'

'Ehrlichkeit verlangt nicht, dass man alles sagt, was man denkt. Ehrlichkeit verlangt nur, dass man nichts sagt, was man nicht auch denkt.'

'Was man bei einer Diät am schnellsten verliert, ist die Geduld.'

'Die Toleranz ist nicht grenzenlos. Sie findet ihre Grenze, vielleicht ihre einzige Grenze, in der etwaigen Intoleranz des anderen.'

'Seitdem es Flugzeuge gibt, sind die entfernten Verwandten auch nicht mehr das, was sie einmal waren.'

'Wenn wir uns überall einmischen wollen, wo himmelschreiendes Unrecht geschieht, dann riskieren wir den Dritten Weltkrieg.'

'In der Krise beweist sich der Charakter.'

'Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden.'

'Jeder Politiker sieht auf die Dauer so aus, wie er ist.'

'Wenn man einen Fehler gemacht hat, muss man sich als erstes fragen, ob man ihn nicht sofort zugeben soll. Leider wird einem das als Schwäche angekreidet.'

 

'Wer nicht redet, wird nicht gehört.' 

Traueranzeige

11.11.2015 um 09:12 Uhr von Redaktion
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Reaktionen aus dem In- und Ausland

11.11.2015 um 09:12 Uhr von Redaktion

 

Über alle Parteigrenzen hinweg bekundet die deutsche Politik Respekt vor der Lebensleistung von Altkanzler Helmut Schmidt. Ein Überblick über die wichtigsten Reaktionen im In- und Ausland:

 

DEUTSCHLAND:

Bundespräsident Joachim Gauck: «Wir trauern um einen der bedeutendsten deutschen Politiker der Nachkriegszeit. Helmut Schmidt wird uns allen als ein Mensch in Erinnerung bleiben, der in seltener Einheit ein Mann der Tat, des klaren Gedankens und des offenen Wortes war. Er hat sich um unser Land verdient gemacht.»

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): «Er war auch für mich eine Instanz, dessen Rat und Urteil mir etwas bedeuteten. (...) Ich stehe hier in tiefem Respekt vor den Leistungen Helmut Schmidts.»

 

SPD-Chef Sigmar Gabriel: «Ein wirklich großer Patriot, ein großer Europäer und ein großer Sozialdemokrat ist gestorben. Ich glaube, dass sein Vermächtnis Europa ist.» 

 

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD): «Wir Deutschen haben eine Vaterfigur verloren. Wir trauern um einen deutschen Demokraten, einen europäischen Wegbereiter und einen globalen Geist. Helmut Schmidt war ein großer Staatsmann, bis zur letzten Zigarette.»

 

Altkanzler Gerhard Schröder (SPD): «Wie nur wenige in der deutschen Nachkriegsgeschichte hat er es verstanden, durch beherztes staatliches Handeln existenzielle Krisen zu meistern und zugleich den Menschen Orientierung in Zeiten der Unsicherheit zu geben.»

 

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD): «Helmut Schmidt vertrat stets die Auffassung, dass die alte Stadtrepublik Hamburg immer eine Stimme der Aufklärung, der Vernunft und des Fortschritts sein müsse. Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt trauern um einen Mann, dem sie vertraut haben.»

 

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU): «Deutschland hat einen Großen verloren. Als Bürgermeister von Hamburg, als Finanzminister und als Bundeskanzler: Helmut Schmidt wusste, worauf es ankam. Er hat Politik kraftvoll gestaltet - gerade in Krisenzeiten.»

 

CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder: «Helmut Schmidt war der letzte Bundeskanzler, der den Zweiten Weltkrieg als Soldat mit erlebt hat. Diese Erfahrung war für ihn die Motivation, unserem Land zu dienen.»

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer: «Ich verneige mich vor der Lebensleistung von Helmut Schmidt, einem Hanseaten, der Bayern in Sympathie verbunden war.»

 

Die Grünen-Vorsitzenden Simone Peter und Cem Özdemir: «Auch wenn die Grünen gerade in der Gründungsphase in wichtigen Fragen oft auf der anderen Seite der Debatte standen, werden wir Helmut Schmidt, seinen Scharfsinn und seine Freude an der politischen Auseinandersetzung vermissen.»

 

Die Linke-Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch: «Helmut Schmidt war Entspannungspolitiker. Sein Ziel blieb es, eine dauerhafte Friedensordnung zwischen den Staaten auf unserem Kontinent herzustellen. Die SPD sollte sich diesem Erbe wieder zuwenden.»

 

Der frühere FDP-Außenminister Hans-Dietrich Genscher: «Wir wissen, Deutschland ist ärmer geworden, und wir empfinden, er wird uns fehlen - immer wieder.»

 

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner: ««Leitender Angestellter der Republik» - diese nüchterne Tätigkeitsbeschreibung von Helmut Schmidt zeigt, was er verkörperte und was dem Land fehlt: Managementqualität, Gestaltungs- und Führungswille.»

 

INTERNATIONAL:

 

Frankreichs Präsident François Hollande: «Er war ein Mann, der bis zu seinem letzten Atemzug Stellung bezogen hat, vor allem, um den Deutschen zu sagen, welche Rolle sie zu spielen haben.»

 

Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron: «Helmut Schmidt war einer der Gründer Europas und der französisch-deutschen Partnerschaft. Lassen wir diesen Ehrgeiz wieder aufleben und führen wir den europäischen Traum fort!»

Der frühere französische Präsident Valéry Giscard d?Estaing: «Er hat die äußere Würde seines großen Landes wiederhergestellt.»

Der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka: «Seine Einsichten und Gedanken werden uns bei der Lösung der Herausforderungen fehlen, vor denen das heutige Europa steht.»

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg: «Ich bin tieftraurig über das Ableben von Helmut Schmidt. Er war ein großer Staatsmann, der an das europäische Projekt und die Stärkung unseres transatlantischen Bündnisses geglaubt hat.»

EZB-Präsident Mario Draghi: «Ich bewunderte die Tiefe von Helmut Schmidts Wissen und die Wärme seiner Persönlichkeit.»

 

Der frühere italienische Ministerpräsident und EU-Kommissionschef Romano Prodi: «Er war ein erleuchteter Kanzler Deutschlands, immer aufmerksam bei den komplexen internationalen Problemen und mit einer außerordentlichen Sensibilität im Umgang mit den Themen der Sozialpolitik ausgestattet.»

 

Quelle: dpa